Und der Oscar geht an...

Jahr für Jahr sitzen über eine Milliarde Menschen an den Bildschirmen und fiebern der Preisverleihung der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ entgegen. In unseren Breitengraden heißt das wieder eine Oscar-Nacht durchmachen, denn dieses Jahr wechselt das 34 cm große Männlein am 25. März ab 17 Uhr Los Angeles Zeit (26.03., 2 Uhr MEZ) die Besitzer. Ein Rückblick von Jörg-H. B. von Grass.

 

 Als die „Academy Awards“ am 16. Mai 1929 erstmals verliehen wurden, hatte der Film gerade sprechen gelernt. Die erste Zeremonie fand im Blossom Room des Hollywood Roosevelt Hotel im Rahmen eines Bankettes statt. Es waren 250 Gäste anwesend und der Eintritt war 10 US$. Die Spannung, die heutzutage beinahe die ganze Welt ergreift war nicht immer charakteristisch für die Verleihung. Bei den ersten Preisverleihungen wussten die Bankettgäste die Gewinner schon vorher und die Ergebnisse wurden vorab den Zeitungen mitgeteilt, damit sie in der Abendausgabe veröffentlich werden konnten. Ab 1941 wurde das System mit den versiegelten Umschlägen eingeführt.

 

Das öffentliche  Interesse an der Oscar-Verleihung war immer schon groß. Lediglich das erste Bankett 1929 fand ohne Presse statt. Bereits im zweiten Jahr war das Interesse so groß, das ein Radiosender aus Los Angeles eine einstündige Direktübertragung sendete. Seit her wird „live“ berichtet. Im Jahre 1953 erstmals durch das Fernsehen und ab 1966 in Farbe.

 

In den ersten 15 Jahren wurden die „Academy Awards“ als große Bankette abgehalten. Nach dem Blossom Room ging man in das Ambassador Hotel und ins Biltmore Hotel. Bis 1942 war die Anzahl der Gäste soweit angewachsen, das die Bankett-Variante wegen Unpraktikabilität unmöglich wurde. Die 16. Preisverleihung fand in Graumann’s Chinese Theatre am Sunset Boulevard statt und wurde zu den in Europa kämpfenden GI’s übertragen. Im Chinese Theatre blieb man für drei Jahre, zog dann ins Los Angeles Shrine Auditorium um. Danach kamen noch ein paar Umzüge in diverse Theater bis man 1969 in den neuen Dorothy Chandler Pavilion of the Music Center of Los Angeles County umzog. Dort blieb man bis 1986. Seit der 61. Verleihung finden die Oscar-Nights abwechselnd im Shrine Auditorium und dem kleineren Music Center statt.

 

1929 wurden 15 Awards verliehen. Im zweiten Jahr wurde die Anzahl der Preise auf  sieben reduziert. Zwei für Schauspiel und je einer für „Bester Film“, Regie, Drehbuch, Kamera und Art Direction. Seit her ist die Verleihung langsam aber stetig angewachsen. Nicht nur das Zuschauerinteresse stieg, auch die Anzahl der Preise wurde langsam auf  alle Bereiche der Filmproduktion ausgeweitet. Schon im ersten Jahr wurde die Notwendigkeit von Sonderauszeichnungen erkannt. So wurden 1929 zwei Awards für Filme aus der Saison 27/28 verliehen. Der eine war für Warner Bros., die den bahnbrechenden Film „The Jazz Singer“ produziert hatten, der als erster Tonfilm in die Geschichte einging. Der andere Sonderpreis ging an Charlie Chaplin, der „The Circus“ produzierte, Regie führte, das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle spielte. In diesem Jahr werden 23 Oscars verliehen. Bisher wurden 2.365 Oscars verliehen und 3 wurden abgelehnt. Unter anderem von Marlon Brando, der damit auf das Schicksal der Indianer aufmerksam machen wollte.

 

Absoluter Rekordhalter bei der Anzahl der Nominierungen ist Walt Disney mit 64. Er hält auch den Rekord von 26 gewonnenen Oscars. Spielbergs Lieblingsfilmkomponist John Williams ist mit 38 Nominierungen die meistnominierte lebende Person. Die Schauspielerinen mit den meisten Nominierungen (12) sind Meryl Streep und Kathrine Hepburn. Die Hepburn führt aber mit 4 Oscars als beste Hauptdarstellerin.

 

Wie der Name „Oscar“ überhaupt entstanden ist ist nicht mehr ganz genau nachzuverfolgen. Die Legende besagt, das die Bibliothekarin der Academy, Margaret Herrick, einst meinte, der goldene Mann hätte Ähnlichkeit mit ihrem Onkel Oscar. Dies hörte ein Reporter. Erstmals erwähnte Hollywood-Kolumnist Sidney Skolsky 1934 den Namen im Zusammenhang mit der ersten Preisverleihung an Kathrine Hepburn. Bis 1939 wurde der Name „Oscar“ von der Academy nicht benutzt.

 

Bisher gab es nur drei Ereignisse, aufgrund derer die Verleihung verschoben werden musste. Erstmals 1938 mußte die Zeremonie um eine Woche verlegt werden, da Los Angeles durch heftige Regenfälle überflutet war. Die zweite Verschiebung war 1968, vom 8. auf den 10. April, aus Respekt gegenüber dem einige Tage zuvor ermordeten Dr. Martin Luther King, dessen Beerdigung am 8. April war. Schließlich wurde die Verleihung im Jahre 1981 um 24 Stunden verschoben, aufgrund des Mordversuches an Präsident Ronald Reagan.

 

Hoffen wir, das in diesem Jahr alles glatt läuft und Zeremonienmeister Steve Martin nicht, wie seine Vorgänger Billy Crystal und Whoopie Goldberg, hemmungslos überzieht, denn sonst wird für uns aus einer langen Nacht ein Oscar-Vormittag.

 

 

 

 

 

„King Arthur“ – walisische Sage oder Wirklichkeit


Am 19. August startet der Sommer-Blockbuster „King Arthur“, durch den der König-Artus-Mythos wiederbelebt wird.

 

Jerry Bruckheimer, der weltweit erfolgreichste Produzent, hat sich der Artus-Saga angenommen und versucht sie zu entmystifizieren. Der “Moneymaker” Hollywoods, der u. a. Welterfolge wie “Fluch der Karibik“, “Black Hawk Down“, “Pearl Harbour“, „Bad Boys I & II“, “The Rock“, “Beverly Hill Cop”, “Flashdance” oder “Top Gun” produzierte, meint „ich liebe es, ins Kino zu gehen und mir große, epische Filme anzusehen. Und ich liebe es, Filme zu machen, die unsere Ansichten ändern, weil man eine Geschichte auf eine realistischere Weise erzählt hat. Nichts anderes macht „King Arthur“. Er erzählt eine wahre Geschichte darüber, was in dieser Zeit los war.“. Von Jörg-H. B. von Grass.

 

Der historisch korrektere Artus

„King Arthur erzählt die definitive Geschichte des Führers und Kriegers, der auftauchte, um die Britannier gegen die Sachsen zu führen. Dies ist die Geschichte des Mannes, der zu König Arthur wurde“, sagt Bruckheimer. „Das hat mich für diesen Stoff begeistert. Er wagt einen völlig neuen Blick auf eine Legende, die uns allen eigentlich völlig vertraut erscheint. Die Wahrheit ist, dass König Arthur in einer viel früheren Zeit lebte, als man es in den meisten Filmvarianten gezeigt bekommt, nämlich im „Dunklen Zeitalter“. David Franzoni, der bereits das Drehbuch zu „Gladiator“ schrieb, arbeitete einen neuen Ansatz für das Thema heraus, der eine historisch korrektere Geschichte von König Arthur erlaubt.“

 

Avalon in Wales

Der Film versucht sich sehr allgemein zu halten und mischt sich nicht in den Streit verschiedener Historiker und Biografen ein, wo genau die magischen Plätze sind, die auch heute noch die Artus-Saga zu einer der aufregendsten Legenden der Kulturgeschichte macht und Millionen in ihren Bann zieht. Denn die Suche nach dem legendären Avalon währt ewig, wenn es nicht Bardsey Island ist, die kleine Insel vor der Nordwestküste von Wales, auf die Merlin den Sagenkönig auf seine letzte Reise begleitet haben soll. Der Herr der Tafelrunde hatte zu Wales schließlich eine besondere Beziehung.

 

Gawain in St. Gowan

Viele Orte dieser sagenumwobenen Geschichte liegen im heutigen Wales. Im Brecon Beacons Nationalpark, nahe des Cadair Arthur, soll der König erstmals seine Ritter zur Tafelrunde versammelt haben. Gawain, Artus’ Neffe und treuester Ritter, im Film gespielt von Joel Edgerton, zog sich einst zum beten in die St. Gowan’s Chapel bei Pembroke zurück und der mächtige Merlin, dargestellt von Steven Dillane („Spy Game“; „The Hours“), stammte aus Carmarthen am River Tywi. Das legendäre Camelot, an dem Arthur (Clive Owen) Hof hielt, vermutet man in Caerleon und bei Dinas Mawddwy soll die sagenhafte Schlacht Camlan stattgefunden haben.

 

Legende und Realität

Bei so vielen mythischen walisischen Orten ist es nicht verwunderlich das Geoffrey of Monmouth, der Artus bereits im Jahre 1135 in seiner „Historia Regum Britanniae“ weltberühmt machte, ebenfalls Waliser war. Diese Darstellung versucht das Drehbuch zu entmystifizieren und setzt den Helden und seine Ritter in den richtigen zeitlichen Kontext. „Es gibt einen Moment in der Geschichte, auf den man sich festlegen kann“, erinnert sich Autor Franzoni. „Es gibt einen Namen, und es gibt eine Schlacht. Der Name war Lucius Artorius Castus und die Schlacht war die Schlacht von Badon Hill. Diese Schlacht veränderte Britannien für immer und erschuf eine Legende, die über Generationen hinweg überlebt hat und viele Male aufs Neue erfunden wurde. Ich fand, dass das eine ausgezeichnete Möglichkeit sein würde, noch einmal von vorn anzufangen und herauszufinden, wie diese Menschen damals waren, und ihre Geschichte realistisch zu erzählen.“

 

Die Suche nach dem Gral

Bardsey Island, St. Gowan’s und Caerleon sind nur drei der vielen Pilgerstätten für Liebhaber der Legenden vom edlen König. Eine der wichtigsten ist Castell Dinas Bran, oberhalb von Llangollen in Nordwales. Dort soll der heilige Gral aufbewahrt worden sein. Für die Mythologen dürfte dies keine leichte Entdeckung gewesen sein, gibt es in Wales doch rund 500 Burgen und malerische Ruinen. Die meisten stammen allerdings aus der Zeit nach König Artus, der im 5. Jahrhundert n. Chr. gegen die Sachsen gekämpft haben soll.

 

Der Regisseur als Ritter

Regisseur Antoine Fuqua („Training Day“), der 1966 in Pittsburgh geboren wurde, wuchs mit den Mythen und Filmen über König Artus und die Ritter der Tafelrunde auf. „Ich bin groß geworden mit Geschichten wie „King Arthur“, große, epische, historische Filme“, sagt Fuqua. „Im Laufe der Jahre studierte ich Mythologie und Artverwandtes – und besonders die Legende von König Arthur. Als Kind spielte ich Ritter mit meinen Freunden. Dann als Künstler wollte ich immer einen Film wie diesen drehen. Als sich durch Jerry Bruckheimer die Möglichkeit eröffnete, diesen Film zu machen, zögerte ich keine Sekunde und griff zu.“

 

Ob Mythos, Wahrheit oder nicht, in Wales lässt sich wunderbar auf den Spuren dieser Legenden wandern. Dort kann man dann eine ganz besondere Magie entdecken. Nicht die von Merlin, sondern die einer zauberhaften Landschaft.

 

 

 

 

"Wie die Karnickel"

Über Heteros, Schwule, Porno-Stars, Opern-Diven und andere Arschgeigen.

 

Comic-Autor Ralf König schrieb die Vorlage zu "Wie die Karnickel" (Start am 12. September 2002), den Abenteuern eines heterosexuellen Biedermannes, der von Porno-Queens und Opern-Diven träumt. An der Seite von Michael Lott („Tatort“, „Wolffs Revier“) spielen Heinrich Schafmeister („Comedian Harmonists“), Alfonso Losa („Marienhof“) sowie Porno-Star Kelly Trump. Nach dem Kinoerfolg „Der bewegte Mann“ und dem Mega-Flop "Kondom des Grauens" wagt sich nun Produzent Bernd Eichinger an eine weitere Realverfilmung eines Comic-Abenteuers von Ralf König. Von Jörg-H. B. v. Grass.

 

Zwischen Orchestermusiker Horst (Michael Lott) und seiner Lebensgefährtin Vera (Anna Böttcher) brutzelt das Feuer der Liebe schon längst auf Sparflamme. Als eine Nachbarin jedoch Horsts Plastikabfalltüte in der Papiertonne entdeckt und diesen Mülltrennungsfrevel unter Präsentation diverser darin enthaltener Pornofilme moniert, rastet Vera aus. Angeekelt und enttäuscht von den „niederen“ Interessen ihres Partners packt sie ihre Koffer und verlässt die gemeinsame Wohnung, um zu ihrer Mutter zu ziehen. Horst sitzt plötzlich alleine da. Aber so schlecht ist der Gedanke ans Single-Dasein gar nicht! Gemeinsam mit seinem neuen Nachbarn und alten Klassenkameraden, dem schwulen Sigi (Sven Walser), der sich ebenfalls gerade von seinem Langzeit-Partner Hubert (Heinrich Schmieder) getrennt hat, genießen die frischgebackenen Singles schnell die unverhoffte Freiheit. Horst beginnt ein leidenschaftliches Intermezzo mit der Operndiva Kriemhild Nastrowa (Andreja Schneider) und Sigis Objekt der Begierde ist der knackige, aber blöde Möbelpacker Benno (Alfonso Losa). Doch Vera und Hubert sind noch längst nicht aus ihren Köpfen und Leben verschwunden. Und als es nach einer Fernsehshow zu einem aufregenden Showdown kommt, wird schnell klar, dass Fantasien manchmal besser Fantasien bleiben sollten... Und Comics besser Comics.

 

Produziert wurde "Wie die Karnickel" vom deutschen Produktionswunder Bernd Eichinger und der ist überzeugt einen wirklich witzigen Film geschaffen zu haben. Regie führte erstmals für die große Leinwand der TV-Comedy-Regisseur Sven Unterwaldt, der in den letzten Jahren hauptsächlich für RTL, SAT.1 und Pro 7 Sketche inszenierte. Eichinger über Unterwaldt: "Man konnte bei ihm schon sehr schnell sehen, dass er Humor besitzt. Er war bereits sehr intensiv bei der Drehbuchbearbeitung dabei, was an sich schon eine große Leistung war. Denn das Drehbuch war ursprünglich 250 Seiten stark. Da musste noch einiges daran gemacht werden, um es auf die entsprechende Länge herunterzubekommen." Denn aus 250 Drehbuchseiten hätte man bestimmt eine hübsche TV-Comedy-Serie zusammen basteln können. Eichinger weiter: "Wir haben sehr viel an dem Film gearbeitet, speziell in der Nachbearbeitung saßen wir lang im Schneideraum und ich muss sagen, er ist einer der absoluten Spitzenanwärter für Comedy. Und deswegen wünsche ich mir nicht zuletzt auch für ihn den Erfolg." Da kann man nur für Eichinger und sein investiertes Kapital hoffen das es nicht bloß bei der Anwartschaft von Herrn Unterwaldt bleibt und das Publikum den merkwürdigen Humor der beiden teilt.

 

Bernd Eichinger, Jahrgang 1949, studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen, wo er 1973 seinen Abschluss machte. Ein Jahr später gründete er seine erste Produktionsfirma Solaris, die viele jener Autorenfilme produzierte, die dem Neuen Deutschen Film über die Grenzen des Landes hinaus Ansehen verliehen. Zu nennen sind unter anderem "Falsche Bewegung" von Wim Wenders, "Der starke Ferdinand" von Alexander Kluge, "Stunde Null" von Edgar Reitz, "Hitler - Ein Film aus Deutschland" von Hans Jürgen Syberberg, "Die Konsequenz" von Wolfgang Petersen, "Taugenichts" von Bernhard Sinkel oder "Geschichten aus dem Wienerwald" von Maximilian Schell. 1979 übernahm Eichinger die Leitung der Neuen Constantin Film und baute das Unternehmen zu jenem Konzern aus, das für Kino-Großereignisse wie "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose", "Letzte Ausfahrt Brooklyn", "Werner - Beinhart!",  "Das Geisterhaus", "Das Superweib", "Ballermann 6", "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", "Resident Evil" und "Der Schuh des Manitu" verantwortlich zeichnet. Seit 2001 widmet sich Eichinger wieder voll seiner Produzententätigkeit, nach dem er sich mit der TV-Produktion "Das Mädchen Rosemarie" und dem Kinofilm "Der große Bagarozi" mehr oder weniger erfolgreich auch als Regisseur versucht hat.

 

-jvg

 
 

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